Die Entwicklung des eSports zur anerkannten Sportart
eSport wird immer beliebter und ist als anerkannte Sportart auf dem Weg nach oben. Einer brandaktuellen Studie von Deloitte zufolge werden im Jahr 2020 mehr als 600 Millionen Menschen eSport-Veranstaltungen verfolgen. Erst im Juli 2018 trafen sich daher wichtige Vertreter der eSport-Branche mit Mitgliedern des Olympischen Komitees in Lausanne.
In dem Meeting wurden Punkte geklärt, wann und unter welchen Umständen eSport offizieller Bestandteil bei Olympischen Spielen werden könnte. Schon in der Vergangenheit gab es ernsthafte Gespräche zwischen olympischen Offiziellen und eSports-Vertretern. Ziel: eSport als Demonstrations-Sportart 2024 bei den Olympischen Spielen in Paris zu zeigen. Vor allem, um jüngere Zuschauer zu gewinnen.
eSport bezeichnet das Spielen von Video- bzw. Computerspielen
unter Wettkampfbedingungen nach festgelegten Regeln.
In Asien ist man da schon einen Schritt weiter. Bei den im August ausgetragenen Asienspielen wurden eSports erstmals als Demonstrations-Sportart vorgestellt. Die gezeigten Games waren u.a. League of Legends, Hearthstone, Star Craft 2 und Pro Evolution Soccer. Spätestens 2022 wird bei den Asienspielen in der Disziplin eSports dann um Medaillen gespielt. Ob dies nun auch eine positive Entwicklung für die Olympischen Spiele bedeutet, bleibt weiter offen. Fest steht jedoch: Beim IOC, dem Internationalen Olympischen Komitee, also dem Veranstalter der Olympischen Spiele, nimmt man den eSport ernst. Vom 5. bis 6. Oktober veranstaltete der IOC in Buenos Aires das Forum „Olympics in Action“. Während des Forums befasst man sich auch mit eSports. Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion, die am zweiten Tag stattfand, waren u.a.
- John Bonini, General Manager Esports & Gaming bei Intel,
- Leticia Bufoni, Skateboard Weltmeisterin aus Brasilien und
- Susanne Schödel, Generalsekretärin der FAI World Air Sports Aviation Federation (Schweiz)
Die Diskussionsrunde befasste sich mit der Zukunft des Sports. Kultureller und demografischer Wandel können in Verbindung mit neuen Technologien dazu führen, dass sich Sport in den nächsten Jahrzehnten womöglich in eine ganz andere Richtung entwickelt. Neue Sportarten werden sich entwickeln, gerade im Hinblick auf eSports. In Zukunft werden sich Begriffe wie Sport und die Bedeutung ein Athlet zu sein, verändern. Hier das Video der Podiumsdiskussion:
Auch die Politik beschäftigt sich mit eSports
Anfang des Jahres erregte eSport Aufmerksamkeit in der deutschen Innenpolitik. Überraschenderweise schaffte es eSport sogar in den Koalitionsvertrag der Bundesregierung:
„Wir erkennen die wachsende Bedeutung der E-Sport-Landschaft in Deutschland an. Da E-Sport wichtige Fähigkeiten schult, die nicht nur in der digitalen Welt von Bedeutung sind, Training und Sportstrukturen erfordert, werden wir E-Sport künftig vollständig als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht anerkennen und bei der Schaffung einer olympischen Perspektive unterstützen.“
Ist eSport nur ein Thema, mit dem man versucht, jüngere Wähler zu gewinnen oder erkennt man den globalen Trend? Vermutlich liegt die Wahrheit wohl dazwischen. Die eSports-Zielgruppe ist jung, männlich und gut ausgebildet, das sagt die Studie von Deloitte. Natürlich ist es von Vorteil, den künftigen Wählern etwas entgegenzukommen, Trends zu erkennen und mit der Zeit zu gehen. Zum anderen ist auch zu bemerken, dass die Entwicklung rasant ist, sowohl die der Zuschauer- als auch die der Umsatzzahlen.
Das von Epic Games im September 2017 veröffentlichte Fortnite wird bereits von 40 Millionen Menschen gespielt. Auf Twitch gibt es (Stand August 2018) 4.500 Kanäle mit 140.000 täglichen Zuschauern. Der schnelle Erfolg von Fortnite sorgte dafür, dass die Spielerzahlen des Konkurrenzspiels PUBG im gleichen Zeitraum deutlich zurückgingen.
Die Bedeutung von eSports erkennt man an den Umsatzzahlen
Der Studie zufolge wird der globale eSports-Markt bis 2020 auf 600 Millionen Zuschauer geschätzt, der weltweite Umsatz wird sich auf ca. 1,3 Milliarden Euro belaufen, hauptsächlich durch Werbung und Sponsoringverträge. Wichtig ist für die Vermarkter vor allem der Zugang zur jüngeren Zielgruppe, die durch die konventionellen Medienquellen zB TV nicht mehr oder nur mehr äußerst schwer zu erreichen sein wird.

cc-by-sa-2.0 – Tim Bartel
Die im Koalitionsvertrag erwähnte Bedeutung für eSports in Deutschland spiegelt sich auch hier wider:
- KuroKy, einer der finanziell erfolgreichsten Gamer überhaupt und aktuell bester Dota2 Spieler der Welt, ist Deutscher.
- Ebenso tabseN vom Team BIG. Letzteres hatte auf der ESL One Cologne 2018 die Sympathien des Publikums.
- 8 der 32 weltbesten FIFA-Spieler sind Deutsche.
- SK Gaming aus Köln ist einer der erfolgreichsten CS:GO Clans der Welt.
Professionelle Organisations-Strukturen im eSport sind ein Muss
Langsam entwickelt sich auch in Deutschland ein professionelles Verbandsystem wie bei etablierten Sportarten. Neben dem ESBD (eSport-Bund Deutschland) ist der Verband „game“ zu nennen. Der ESBD wurde von Spielern gegründet; „game“ hingegen vertritt die Interessen von Spieleentwicklern und Publishern. Beide Organisationen haben eine gemeinsame Absicht: die Anerkennung als Sportart – natürlich auch mit Hinblick auf die Teilnahme bei Olympischen Spielen. Der Weg zur Anerkennung als ernstzunehmende Sportart in Deutschland ist ein steiniger. Vor allem beim DOSB (Deutscher Olympischen Sport-Bund) stieß man auf enormen Widerstand. Erst 2017 noch behauptete sein Pressesprecher, dass eSport zu Haltungsschäden führe und mangelnde Bewegung fördere. Außerdem gebe es keine Strukturen und anstelle von Sportverbänden stünden Unternehmen mit finanziellen Interessen.
eSport kommt langsam im Mainstream an
Spätestens seit der Eröffnung der Gamescom 2017 durch Angela Merkel müsste aber den letzten Zweiflern bewusst geworden sein, dass die Entwicklung des E-Sports in Richtung Mainstream längst stattgefunden hat. Auch im Fußball, eine der Sportarten, deren Vereine seit mehr als hundert Jahren in Verbänden organisiert sind, gibt es Entwicklungen Richtung eSport. Traditionsvereine wie Werder Bremen, Schalke 04, VfB Stuttgart oder auch RB Leipzig betreiben jeweils ein eigenes eSport Team. Letzten Sommer machte das eSports-Team von RB Leipzig Schlagzeilen, als Cihan Yasarlar von Schalke zu den „Roten Bullen“ wechselte. Cihan, einer der besten deutschen FIFA-Spieler träumt von der eSport-Bundesliga. Ein Traum, der zB in Österreich bereits Realität ist und vergangenen Sonntag in die zweite Saison startete.
UPDATE: Die DFL gab am 27. September bekannt, dass Erst- und Zweitligaclubs in dieser Saison erstmals gegeneinander antreten und um die erste deutsche eFußball-Meisterschaft spielen werden.
Bei Bewerben auf Olympia-Ebene ist die Einhaltung von ethischen Standards ein unumstößlicher Faktor. IOC-Präsident Thomas Bach machte im Mai 2018 klar, er wolle nur Games zulassen, die in Einklang mit den olympischen Werten stehen. Das würde bedeuten, dass Ego-Shooter wohl das Nachsehen hätten und sich Profi-Gamer wie Cihan Yasarlar berechtigte Hoffnungen machen können, vielleicht schon 2024 als Olympionike im eSport in Paris um Medaillen zu ringen.
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